Wohnt Gott nicht mehr hier? Erfahrungsaustausch zur Sakralraumtransformation innerhalb der skandinavischen Kirchen in Oslo
Unter dem Titel „Wohnt Gott nicht mehr hier?“ organisierte DEN NORSKE KIRKE zusammen mit der AHO, Architektur- und Designhochschule Oslo, eine zweitägige Nordische Konferenz über erweiterte und neue Nutzungen von Kirchengebäuden. Ziel war es, den Erfahrungsaustausch innerhalb der skandinavischen Kirchen zum Thema zu ermöglichen sowie Gemeinsamkeiten und mögliche Zukunftsstrategien zu erkennen.
Am ersten Tag waren mit zwei Keynotes die Blicke zunächst nach außerhalb Skandinaviens gerichtet: Greg Pickup als Geschäftsführer des Churches Conservation Trusts der Church of England und Prof. Ulrich Königs, Bergische Universität Wuppertal, als Vertreter der transdisziplinären Forschungsgruppe TRANSARA aus Deutschland gaben Einblicke in die Entwicklungen der Sakralraumtransformationen in England und Deutschland.
Am zweiten Tag referierten mit insgesamt 10 Impulsvorträgen Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland sowie Experten und Architekturbüros zu den Themen Organisations- und Finanzierungsstruktur von Kirchen(um-)bauten und zu den Themen Kulturerbe und denkmalgerechte Restaurierungen von Kirchen(um-)bauten.
Beide Tage waren von Podiumsdiskussionen und Reflexionen begleitet, die Konferenz war sehr gut besucht, was die Relevanz des Themas in Skandinavien verdeutlicht.
Auch wenn die Entwicklung in England und Deutschland im Vergleich zu den Skandinavischen Ländern bereits weiter vorangeschritten scheint, wurde deutlich, daß die Fragestellungen zur zukünftigen Nutzung unserer Sakralräume in Nordeuropa viele Parallelen aufweist.
Die tradierte organisatorische Struktur als Staatskirchen in Skandinavien, die im Wesentlichen lutherisch geprägte Glaubensrichtung sowie landesspezifische Entwicklungen innerhalb Skandinaviens lassen jedoch Unterschiede erkennen. Auch die Vielzahl von leerstehenden Dorfkirchen in bevölkerungsarmen Gegenden Skandinaviens unterscheidet sich deutlich von den Ausgangslagen in den Ballungszentren in England und Deutschland.
Es stellt sich im Verlauf der Konferenz als Konsens heraus, daß eine weitergehende Nutzung der Kirchenbauwerke sich als deren bester Schutz darstellt, eine ausschließlich museale Konservierung ist nur in Einzelfällen zielführend, ausschließlich kommerziellen Nutzungen wird eher mit Skepsis begegnet. Mehr Flexibilität hinsichtlich der Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten und der Kulturerbe-Richtlinien sowie eine stärkere Bereitschaft für eine erweiterte Nutzung der Sakralräume erscheint erstrebenswert.