Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen

Wuppertaler Expertise international gefragt: Verkehrsexperte Jürgen Gerlach zur Katastrophe in Seoul interviewt

09.11.2022|16:00 Uhr

Prof. Jürgen Gerlach leitet an der Bergischen Universität Wuppertal das Fachgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik und nahm in Folge der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010 als Gutachter am Gerichtsprozess teil. In einem südkoreanischen Pressebericht äußert sich der Wissenschaftler zu den Parallelen zwischen dem Unglück in Duisburg und der Massenpanik in Seoul am 31. Oktober 2022. Zudem geht es in dem Anfang November veröffentlichten Artikel um die Frage, wie solche Katastrophen zukünftig verhindert werden können.

Blick in die Gasse, in der sich die Katastrophe in Seoul ereignete. // Foto kbizoom

Nach Betrachtung der Bilder des südkoreanischen Unglücksortes zeigte Prof. Gerlach sich überrascht. „Die Tatsache, dass es links und rechts hohe Wände, in der Mitte enge Räume und nur wenige Ausgänge auf der geneigten Straße gibt, ist ähnlich“, wird der Experte zitiert. Und er fügt hinzu: „Es besteht ein hohes Risiko, dass Menschen in einer solchen engen Situation auf einer Rampe oder einer geneigten Straße stolpern.“

Die Itaewon-Katastrophe ereignete sich, als die Menschen in der Nähe eines Hotels in eine abfallende Gasse mit einer Breite von 3,20 Meter und einer Länge von 40 Metern hineinströmten. Prof. Gerlach im Interview: „Es ist sehr schwierig, einzugreifen, selbst wenn man versucht, den Druck der Menschenmenge zu kontrollieren, wenn ein begrenzter Raum bereits mit Menschenmassen gefüllt ist.“

„Das Schlimmste passiert sehr schnell“

In dem Zeitungsbericht führt der Wissenschaftler zudem aus, wie es zu derartigen Katastrophen kommt und bekräftigt, „dass das Schlimmste sehr schnell passiert“. Zudem zeigt der Artikel auf, welche Maßnahmen in Deutschland nach dem Loveparade-Unglück ergriffen wurden. Neue Richtlinien, so Gerlach, beinhalteten unter anderem, wie viele Menschen sich in einem bestimmten Areal versammeln könnten und wie eine solche Menschenansammlung im Voraus zu planen sei, um gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Auf die Frage, wie solche Katastrophen zu verhindern seien, antwortet Prof. Gerlach: „Wir sollten uns zwar auch auf den Tag der Veranstaltung konzentrieren, aber vor allem die Sicherheit der Veranstaltung schon Monate im Voraus sorgfältig vorbereiten und planen.“ Er betont, dass meist mehrere „Szenarien“ erstellt werden sollten, die einzelne Maßnahmen sowie die Verantwortung für das jeweilige Handeln im Voraus festlegen. So seien in Deutschland mittlerweile im Vorfeld einer Veranstaltung verantwortliche Personen und Organisationen zu benennen, wie beispielsweise Vertreter*innen der Stadtverwaltungen, erklärt Gerlach.

Die Presseagentur Hankyoreh interviewte Prof. Jürgen Gerlach schriftlich, der Originalartikel erschien am 6. November hier.

Den ins Deutsche übersetzten Artikel lesen Sie hier.

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Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach
Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik
E-Mail jgerlach[at]uni-wuppertal.de

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