Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen

„Es ist wichtig, dass wir mit Kommunen, lokalen Akteuren sowie Disziplinen übergreifend arbeiten."

Interview mit der Prodekanin für Forschung Univ.-Prof. Dr.-Ing. Tanja Siems

Prof. Dr.-Ing. Tanja Siems leitet seit 2009 das Lehr- und Forschungsgebiet Städtebau an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie studierte Architektur an der Leibniz Universität Hannover und ist Mitbegründerin und Direktorin des Interprofessional Studio AAIS an der Architectural Association School of Architecture in London. Seit April 2024 ist sie Prodekanin für Forschung an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal.

Im Interview geht es unter anderem um das neue Dekanatsteam am Campus Haspel, interdisziplinäre Kooperationen, Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen und den internationalen Austausch. Das Videointerview vom 29. Mai 2024 wurde für die Veröffentlichung in Textform aktualisiert.


Frau Prof. Siems, was ist Ihnen als Prodekanin für Forschung besonders wichtig?

Am Lehrstuhl für Städtebau haben wir in den letzten Jahren viele angewandte Projekte für Studierende durchgeführt. Diese würde ich nun gerne fakultätsübergreifend mit Studierenden der ganzen Fakultät und auch mit anderen Fakultäten der BUW anwenden. Wichtig ist, dass wir auch unsere „third mission“ Aufgabe erfüllen und mit Kommunen und lokalen Akteuren zusammenarbeiten, um Projekte zu initiieren sowie Disziplinen übergreifend zu arbeiten. Das ist insofern interessant, weil die Fakultät mit den drei Studiengängen Architektur, Bau- und Verkehrswirtschaftsingenieurwesen verschiedenste Disziplinen und Ausrichtungen hat – die würde ich gerne als Prodekanin unterstützen, ebenso wie Initiativen, die von Studierenden an uns, das Dekanat, herangetragen werden.


Wie sieht die gemeinsame Arbeit im Dekanat aus?

Als eng zusammenarbeitendes Team haben wir verschiedene Rollen: Christoph Grafe als Dekan hat die Leitung, wir als Prodekane decken die Bereiche Lehre sowie Forschung ab und versuchen diese im Rahmen einer forschenden Lehre stärker zu vernetzen. Wir kennen uns schon länger und haben auch in unterschiedlichen Projekten zusammengearbeitet. Als Prodekanin für Forschung fange ich nun in diesem Team neu an. Ich wünsche mir für die Zukunft, mit den Studierenden forschungsrelevante Themen und Konzepte zu generieren, so dass diese in die Lehrprogramme nachhaltig eingreifen. Dabei ist es relevant, dass wir als Prodekane intensiv zusammenarbeiten, damit eine wissenschaftliche Verknüpfung zwischen angewandter Forschung und Lehre entstehen kann.


Welche Kooperationen und interdisziplinären Projekte wird es geben?

Wichtig ist uns, die angewandten Projekte in der Kommune Wuppertal und der Bergischen Region, als „testing ground“ zu verstehen.
In diesem Zusammenhang hat unser Lehrstuhl, bestehend aus Architekten und Stadtplanenden, innerhalb der Fakultät in verschiedenen Projekten mit den Bauingenieuren - wie zum Beispiel im Rahmen von urbanen infrastrukturellen Projekten - mit Prof. Dr. Huber und seinen Studierenden disziplinübergreifend zusammengearbeitet. Mir ist es also wichtig, mehrere Disziplinen aus der gesamten Fakultät 5 zusammenzubringen, um reale Projekte voranzutreiben.

Bei der Forschung geht es uns auch um
angewandte Forschung. Natürlich gibt es auch viele theoretische Forschungsprojekte, aber wichtig ist, dass es eine Anwendung findet und dass dies besonders in unserer Region, aber auch mit anderen Städten und Kommunen außerhalb der Region in Kooperation passiert.

Ein interessantes Konzept ist der Tag der Forschung für die Fakultäten der BUW, welcher stets Anfang September in Wuppertal stattfindet. Das ist immer ein interessantes Konzept für alle Studierenden aus den unterschiedlichsten Disziplinen unserer Fakultät, an diesem Tag können sie ihre forschungsrelevanten Themen platzieren. Unser Lehrstuhlteam hat die letzten Male mit Bachelor- und Masterstudierenden im Rahmen unserer experimentellen Stadtforschung ihre in dem Semester erarbeiteten Strategien und Konzepte präsentiert. Wir haben Experten eingeladen, interessante Diskussionen mit Experten und mit Laien geführt. Die Studierendenprojekte, die dort besprochen wurden, konnten durch diesen interessanten Austausch hinterher dementsprechend noch einmal evaluiert und überarbeitet werden.

Das ist für mich immer ein wichtiger Punkt: Es wird nie etwas nur „ins Freie“ hinein entwickelt, sondern die Studierenden treten mit Akteuren und Initiativen in einen ganzheitlichen Dialog, um quartiersbezogene Projekte besser vorantreiben zu können und einen „after-effect“ zu erzeugen.


Wie wichtig ist Ihnen der internationale Austausch?

Bevor ich bei der BUW angefangen habe, war ich sehr lange in London an der Architectural Association - auch deshalb ist es für mich wichtig, internationale Kontakte weiter auszubauen. Natürlich wäre es am einfachsten mit meinen ehemaligen Londoner Kollegen oder den Kollegen aus den erfolgreichen internationalen Forschungsprojekten zusammenzuarbeiten. Aber ich glaube, für die Studierenden ist es besonders wichtig in einem weit aufgestellten internationalen Netzwerk forschend zu arbeiten. In diesem Rahmen fahren wir meist im Sommersemester auf Exkursionen oder veranstalten Sommerakademien.

Vor zwei Jahren waren wir zum Beispiel in Athen und haben dort unterschiedliche Kultureinrichtungen besucht, hatten interessante Gespräche vor Ort - also nicht nur Gebäude und urbane Projekte besichtigt, sondern sind in einen Austausch mit planenden und bauenden Institutionen getreten. Letztes Jahr waren wir in Lissabon mit Masterstudierenden, die bei uns den städtebaulichen Entwurf belegt haben, wobei es inhaltlich um eine nachhaltige Quartiersentwicklung am Platz „Praça Espanha“ ging. Wir konnten im Theater Alberto, welches sich dort direkt befindet, partizipative Werkstätten mit Interessierten und lokalen Akteuren direkt vor Ort durchführen.

Exkursion heißt für uns: Wir erkunden und erfahren gemeinsam urbane Zusammenhänge, besichtigen interessante architektonische und städtebauliche Projekte sowie arbeiten während unserer Forschungsreise in Workshops vor Ort intensiv zusammen. Diese Exkursionen können nicht nur für die im Projekt involvierten Studierenden, sondern für alle Studierenden der Fakultät interessant sein. Im Moment kommen je nach Angebot viele Architekturstudierende mit - aber wir haben in Zukunft gerne Studierende aus allen Disziplinen dabei, wenn das die Kapazitäten hergeben. Also bitte unsere Aushänge lesen oder online nachschauen, was wir anbieten. Die Exkursionen sind im Prinzip für die gesamte Fakultät offen und wir freuen uns, wenn alle Interessierten bei den nächsten Exkursionen mitkommen.

Wer sich weiter über die Arbeitsmethoden des Lehrstuhl Städtebaus erkunden möchte, kann dies in meiner aktuellen, im Birkhäuser Verlag erschienenen Publikation „Stadt vermitteln - Methoden und Werkzeuge für gemeinschaftliches Planen“, nachlesen.

Ich bin gespannt auf die nächsten vier Jahre und hoffe auf eine rege Zusammenarbeit!


Zur Person Prof. Dr.-Ing. Tanja Siems

Kontakt: dekanat.archbau[at]uni-wuppertal.de

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